Wahlkampfthema Wolf? Sachlichkeit statt Populismus!

Seit Tagen übertreffen sich wieder einmal CDU und FDP im Land bei ihren Forderungen zum Thema Wolf. So werden Forderungen nach einer „wolfsfreien Zone“ und der Aufnahme ins Jagdrecht laut, was völlig gegen europäische und internationale Abkommen sprechen würde, die Deutschland völkerrechtlich bindend ratifiziert hat. Diese Forderungen sind also schlicht weg populistischer Unfug und ein sehr durchsichtiger Versuch von Wahlkampftheater.

Es wird auch immer wieder behauptet, dass Wölfe in Schleswig-Holstein nicht leben könnten, da es hier zu wenig Wald und zu wenig Wildnahrung geben würde. Dabei leben die Wölfe seit mehr als 11 Jahren im Land, denn Wölfe benötigen keine Wildnis. Als anpassungsfähige Tierart können Wölfe in sehr vielen Landschaften leben, solange diese ausreichend Beutetiere und Rückzugsmöglichkeiten für die Jungenaufzucht bieten und der Mensch sie leben lässt. Auf Deutschland bezogen bedeutet dies, dass es in nahezu jedem Bundesland geeignete Wolfsregionen gibt – auch in Schleswig-Holstein. Dazu kommt, dass Schleswig-Holstein ein Durchzugsgebiet für Wölfe von und nach Dänemark ist, es also auch dann hier Wölfe geben wird, wenn sich hier im Land kein Wolf dauerhaft niederlässt. Das wissen auch die Politiker*Innen von CDU und FDP und wissen damit genauso gut, dass es keine „wolfsfreie Zone“ geben kann.

Wir LINKE wissen, dass es einen hundertprozentigen Schutz vor Wolfsübergriffen nicht gibt. Es zeigt sich jedoch, dass die Übergriffe von Wölfen dort, wo flächendeckend Herdenschutzmaßnahmen entsprechend dem international empfohlenen Mindestschutz eingesetzt werden, so stark zurückgehen, dass sie zur seltenen Ausnahme werden. Nur leider sieht das in Schleswig-Holstein und speziell in Dithmarschen ganz anders aus. Hier werden die Schafe meist nur durch Wassergräben oder einer Stromlitze am Weglaufen gehindert, was aber kein Raubtier hindert, auf die Weide  zu gelangen. So serviert man die Schafe dem Wolf quasi auf dem Silbertablett – und das nach mehr als 11 Jahren, die sich das Land Schleswig-Holstein und die Schäfereinen zur Vorbereitung hätten nutzen können.

Statt die oben genannten Parteien also in Populismus verfallen, sollten sie sich lieber dafür einsetzen, dass ein Nebeneinander vonWeidetierhaltung und Wolfsbesiedelung in Deutschland machbar ist und ein bundesweit koordinierter und einheitlicher Schutz der Weidetiere entsteht. So könnten die Schäfereien zum einen durch eine Weidetierprämie finanziell abgesichert werden und so ein Sterben der Schäfereien aufgehalten werden. Zum anderen ist es unabdingbar, dass den Schäfereien alle Kosten für Herdenschutzmaßnahmen erstattet werden, wie es die Europäische Union empfiehlt.

Die Kosten für Herdenschutzzäune, Herdenschutzhunde und auch für die Arbeitszeit für den Herdenschutz werden komplett durch die EU erstattet – wenn Deutschland es denn wollte. Aber das will anscheinend die „Partei der Bauern“ CDU nicht, denn sonst würde sie sich im Bundestag und im Landtag nicht so dagegen sträuben.

Wir akzeptieren zwar die sogenannte Entnahme von „Problemwölfen“, die sich Menschen zu sehr nähern oder einen beträchtlichen Schaden an Weidetieren verursachen. Zuvor müssten allerdings alle zumutbaren Alternativen beim Herdenschutz ausgeschöpft sein und davon sind wir in Schleswig-Holstein noch meilenweit entfernt. Darum fordern wir mehr Sachlichkeit statt Populismus!

Hintergrund: https://www.kn-online.de/Nachrichten/Schleswig-Holstein/FDP-Schleswig-Holstein-kein-Lebensraum-fuer-den-Wolf?fbclid=IwAR3SFjQAIGCUswtFdj18e2XNhkWlOo2q0T5CSlssUCtjSPvZCKSKJQEXkdA