Pläne des Verkehrsministers sind Augenwischerei

Das Land Schleswig-Holstein möchte 55 neue Triebwagen der Firma Stadler kaufen, die ab 2022 mit Akkus elektrisch durchs Land fahren. So will der Verkehrsminister Buchholz (FDP) auf die Elektrifizierung von Bahnstrecken verzichten und das Land „grüner“ machen.

„Die Pläne des Verkehrsministers sind reine Augenwischerei, denn mit den Elektrozügen wird er die Elektrifizierung des Bahnverkehrs in Schleswig-Holsteins nicht wesentlich verändern. So ist die Bahnstrecke Hamburg-Sylt vielleicht grade einmal hälftig elektrifiziert, aber deutlich länger, als die genannte Akkureichweite von 150 km. Eine Aufladestation ist auf der Strecke auch nicht geplant – die Westküste geht bei den Plänen wieder einmal leer aus und wird weiter abgehängt.“ kritisiert Thomas Palm, Kreisvorsitzender der Partei DIE LINKE. Dithmarschen. „Hier wäre das Land gefordert, nicht nur die Strecke endlich vernünftig ausbauen zu lassen, so dass die Strecke mit höheren Geschwindigkeiten als 140 km/h und komplett zweigleisig befahrbar ist.“

Die Bahnstrecken des Landes Schleswig-Holsteins sind nur zu 29 Prozent elektrifiziert, der geringste Prozentsatz aller Bundesländer. Mit dem Akkuzügen sollen auch nicht alle Strecken befahren werden, da die Züge nur eine Reichweite von 150 km haben und nur dort Aufladestationen bekommen, wo es bereits Oberleitungen gibt: Kiel, Neumünster, Flensburg, Lübeck, Lüneburg und an der Strecke Osterrönfeld-Jübek. Mit der kleinen Reichweite könnten nicht einmal die Strecken Büsum-Neumünster oder Rendsburg-Husum geschafft werden, weil weder in Büsum noch in Husum Ladestationen geplant sind.

„Der Westküste, die vor allem in Nordfriesland und Dithmarschen Unmengen an regenerativer Energie erzeugt, die derzeit nicht genutzt werden kann, würde ein Zugverkehr, der mit Strom oder mit Wasserstoff betrieben wird, besser stehen. Statt dessen fährt das Land Schleswig-Holstein hier auf den Schienen weiter mit den Diesel-Stinkern rum.“ ergänzt der Dithmarscher Kreistagsabgeordnete Michael Schilke der Partei DIE LINKE. „Dabei kann der nötige Wasserstoff mit dem überschüssigem Windstrom direkt vor Ort hergestellt werden. Die Reichweite von Wasserstoff-Zügen liegt bei rund 1.000 km – die Marschstrecke könnte mit diesen Zügen also ohne auftanken mehr als 4x gefahren werden. Es wäre auf der Strecke nur eine einzige Tankstelle an einem der Endbahnhöfe nötig.“

Hintergrund: https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Ab-2022-sollen-Akku-Elektrozuege-durchs-Land-rollen,akkutriebwagen100.html?fbclid=IwAR3p86e51zLh1a8T-sHuKsh_t25QiD-_dma6K7pWHLr2Sho8hvJfjeI033A